Die Fronmühle in Bildern
Untenstehend sind Stammbäume der Fronmüller der Familie Tyrolf eingestellt
Historie der Fronmühle am Speyerbach
Aus der Geschichte der Frohnmühle
Auszug aus „Pfälzischer Kurier" vom 25.11.1933, der mit Illustrationen angereichert wurde. Der Aufsatz wurde 1933 anlässlich eines Prozesses verfasst, in welchen die Fronmühle wohl hineinspielte.
Geht man von Geinsheim die Straße gegen Haßloch, an den letzten Ausläufern des Haardtgebirges, - Kolbenstein und „hinter dem Berg“ heißt das Feld – vorbei, so sieht man schon fern die Frohnmühle liegen. Aus ihrer Vergangenheit erzählen uns alte vergilbte Blätter, die von Menschen stammen, welche hier lebten.
Unter dem Grafen von Leiningen
Die ältesten Nachrichten über die Frohnmühle gibt uns Oberlehrer Wenz in seiner „Geschichte der Pflege Haßloch“. In einem Besitzverzeichnis des Klosters Weißenburg sind vier Mühlen zu Haßloch angeführt, deren die Frondemühle, an der Speyerbach gelegen ist.
Bild: Alte Karte der Grafschaft Leiningen (mit Zentrum Altleiningen/Neuleiningen)
Bischof Heinrich II. von Speyer (1245 – 1272) erhielt um 1255 das Reichsdorf Haßloch in Pfand und vermachte es dem Kloster Weißenburg. Doch schon 1330 kam das Dorf und mit ihm die Mühle in die Pfandschaft der Kurfürsten von der Pfalz, die 1379 einen Teil an die Grafen von Leiningen abgaben. Anfänglich war die Mühle in gemeinsamem, später in alleinigem Besitz der Grafen von Leiningen, die jährlich eine Gült von 45 Malter (ca. 150 Liter, je nach Gegend sehr unterschiedlich) Korn an die Churpfalz abliefern mußten.
Leiningen hatte das Recht, den Müller einzusetzen, die Mühlknechte hatten dem leiningischen Amtmann zu Haßloch „handtreu“ zu geben, niemand betrügen zu wollen.
Aus der Zeit, da die Grafen von Leiningen Herren der Frohnmühle waren, stammt ein „weistums-büchlein“ (mittelalterliches örtliches Rechtsbuch), das in „meinem“ Besitz ist. Es ist 1593 geschrieben und ist die Abschrift eines viel älteren Büchleins.
Darin ist über die Frohnmühl-Gerechtigkeit u.a. gesagt, daß die Dörfer Haßloch, Böhl und Iggelheim gezwungen sind, in der Frohnmühle mahlen zu lassen.
Als Müller auf der Frohnmühle wird 1685 ein Georg Letterer genannt, 1688 und 1689 ein Johannes Regen als Müller in der Mühle, er wird zweimal als Taufpate genannt bei Kindern „Ihrer churfürstl. Durchlaucht Hilnerfänger“ Joh. Jakob Rul. Im pfälzischen Erbfolgekrieg 1688 – 1697 wurde die Frohnmühle zerstört von den Franzosen und da die Kriegswirren kein Ende nahmen, durch den nachfolgenden spanischen Erbfolgekrieg, lag die Mühle noch lange in Schutt und Asche.
Später hat die Churpfalz die Mühle wieder aufgebaut und die Leininger hatten kein Recht mehr daran.
In Erbpacht der Tyrolfs
Die Frohnmühle wurde 1721 Joh. Georg Tyrolf in Erbpacht gegeben. Der Name Tyrolf wird schon im 13. Jahrhundert in der pfälzischen Geschichte genannt. Joh. Georg war 1699 geboren als der Sohn von Adolf Germanns Tyrolf, der seit Ende des 17. Jahrhunderts Müller auf der fürstbischöflichen Schloßmühle in Hanhofen war.
Mit seiner jungen 17jährigen Ehefrau Eva Elisabeth Sebastian von Geinsheim zog Joh. Georg Tyrolf 1721 auf die Frohnmühle. Eine stattliche Kinderschar wuchs bald um sie heran, dreizehn an der Zahl, die fast alle in Geinsheim getauft sind. Daß der Frohnmüller Tyrolf auch bei den Geinsheimer Bürgern in Achtung stand, zeigen die ungezählten Patenschaften, die er und seine Familie bei arm und reich hier annahmen.
1744 wurde Joh. Georg Tyrolf als Haßlocher Bürger aufgenommen. Da er ein intelligenter Mann war, wurde er 1745 auf oberamtlichen Befehl zum Gerichtsschöffen verpflichtet. Er war auch einer der ersten, welcher den Gedanken, den ödgelegenen Landstrich im Streitertin der Sang und Wehlach, Haßlocher Gemarkung, zu kultivieren und Ackerland zu gewinnen, zu verwirklichen suchte. Nach hartem Kampf mit der Herrschaft wurde die Urbarmachung durchgesetzt und das Feld als Allmendgut unter die Bürger verteilt.
Ein Erbbestands-Brief, groß im Format (40 cm), in schöner Schrift auf Pergament geschrieben, bestätigt Joh. Georg Tyrolf als Erbbeständer der Frohnmühle.
Der älteste Sohn Joh. Georgs, Heinrich Tyrolf, 1724 geboren, verheiratete sich 1747 und führte die 19jährige Eva Barbara Hoffmann aus Geinsheim als Hausfrau auf die Mühle. Sie war eine Tochter von Joh. Franz Hoffmann, fürstlicher Zollinspektor, pronobilistelon inspkt, steht in alten Urkunden.
Heinrich Tyrolf übernahm 1757 die Frohnmühle. Er ließ 1761 und 1762 das Mühlwerk und den Wasserbau neu herrichten, schon sein Vater hatte 1747 und 1748 die Mühle gründlich reparieren lassen.
Das Wohnhaus war in damaliger Zeit direkt an die Mühle angebaut und zog sich in zweistöckiger Front die Straße entlang. An der Hofseite waren zwei Eingänge, der eine führte in die Küche, der andere zu den Wohnräumen.
Prunkvolle Einrichtung der Frau Müllerin
Ein Inventarium läßt uns einen Blick in den Wirkungskreis der Frau Müllerin tun. Da war das Wohnzimmer: der große eichene Tisch mit den eichenen Lehnstühlen, die hohe Standuhr fehlte nicht, wie auch drei Spinnräder. Das Zinngeschirr, das man damals bei Tisch benützte, blinkte in Fülle aus dem Schrank (54 Kilo steht verzeichnet). Der „secretär“ diente dem Müller als Schreibpult, auf einem kleinen Seitentisch standen drei große Zinnenleuchter, zur Abendbeleuchtung dienend, und ein steinerner Wasserkrug. Die Wände schmückten ein Kruzifix, ein großer Spiegel und zahlreiche Bilder. Die Jagdgewehre und drei Pistolen bestätigten, daß ein Müller ohne Jagdfreude nicht gut denkbar ist.
Aus der guten Stube sei nur bemerkt, daß da schon das damals neumodische Kaffeeservice aus „fayence“ prangte.
Im „Alcoven“ daneben standen die schweren eichenen Betten bereit für Besuch, sie waren mit „couverten“ belegt und Plumot, die nach der Mode jener Zeit seidene Überzüge trugen.
Ein größerer Gegensatz als die Stuben von einst und jetzt war wohl die Küche. Da war der mächtige Rauchfang über dem großen gemauerten Herd. Große schwere Eisenhafen und Pfannen gehörten dazu, die man an Ketten hing oder auf eisernem Dreifuß aufs Feuer stellte. Irdene „Stollhäfen“ standen auf eigenen „Füßen“ (Stollen) an der Seite, Feuerkluft und Feuerhol daneben.
In langer Reihe standen sechs weißgescheuerte „tannene“ Wasserkübel auf Bänken, die eichenen Milchkübel, 12 Butterhäfen und die Milchkiste reihten sich an. Neben dem Küchenschrank, auf der Anrichte, hatten sich die „irdenen Kaffeehäfen“ schon unendbehrlich gemacht und die zwei Waffeleisen sorgten dafür, daß an Besuchstagen auch etwas Feines bereit stand zu einem Täßchen Kaffee.
Zu vergessen sind nicht die blinkenden Messinglöffel und Pfannen an der Wand und vier eiserne Lampen für den Abend.
Noch einen Blick in die Vorratskammer (im April): 25 Kilo ausgelassene Butter, dito Schweineschmalz, 180 Kilo Dörrfleisch, 1 Hektoliter dörres Obst, 1 Sack Nußkerne, Raps (für Öl) usw. An barem Geld war gerade vorhanden: An Groschen und Sechskreuzerstücken 40,06, 78 Brabanter Thaler, 12 preußische Thaler, 3 fünffrankenthaler.
Bild: Johann Jakob Tyrolf war der letzte Müller auf der Fronmühle aus der Tyrolf-Familie
Große Verwandtschaft
Es war nicht einsam auf der Frohnmühle, der große Freundes- und Verwandtenkreis brachte immer Leben und kleine Feste. Da waren besonders die Schwestern der Frau Müllerin, Maria Regina, die die vornehme Patin Maria Elisabeth Freifrau von Lüderitz verwitw. von Hossum hatte, die auf ihrem jetzt schon fast vergessenen Schloß im Geinsheimer Wald wohnte. Maria Regina war mit dem Advokaten Schütt in Bruchsal verheiratet. Die zweite Schwester Katharina heiratete den Amtskeller Karl in Deidesheim, sie starben früh und ihre sieben Kinder fanden oft Rat und Hilfe auf der Frohnmühle. Den Nichten hielt die Frau Müllerin die Hochzeit, Clara Carl heiratete den Advokaten Lippert in Mannheim. Sie kam in eigener Equipage zu Besuch. Den Neffen half sie beim Studium, Georg Adam Carl wurde Advokaz, Joannes Carl war 1812 noch Notar in Neustadt. Man muß lächeln, wenn man auf Rechnungen (1782) aus seiner Studentenzeit hie und da „ein Zopf-Band – 1,12 fl.“ aufgeführt sieht. Jetzt in der „Bubikopfzeit“!
Heinrich Tyrolf und Frau Eva Barbara hatten vier Kinder. Allsonntäglich wurde das „car a banncs“ angespannt und die Familie fuhr zum Gottesdienst nach Geinsheim. Dort verbrachte man auch den sonntäglichen Ruhetag bei der dritten Schwester der Frohnmüllerin, der „goldenen Sonnenwirtin“ Frau Anna Maria Mohr.
Die Geinsheimer sind auch damals schon gern zur Frohnmühle gefahren. Die alte Mühle hatte ihren Eingang von der Straße aus. Die Bauern brachten früher ihre Frucht selbst zur Mühle, sie schütteten selbst die Frucht in die Trichter und faßten das Mehl. Die Fahrt in die Mühle war eine wichtige Sache und nicht so einfach, man mußte sich schon Mundvorrat für einen Tag, vielleicht auch noch für die Nacht mitnehmen und war dann der Vater noch nicht heimgekehrt, so mußten anderen Tags die Kinder das Mittagessen für ihn zur Mühle bringen. Denn oft trafen viele Kunden zusammen, da mußte einer auf den anderen warten bis die Reihe an ihn kam. In der Multer-Stube vertrieb man die Zeit mit plaudern und schlafen.
Bild: Erweiterer Stammbaum der Familie Tirolf mit Johann Jakob (1811-1842) als letztem Fronmüller der Familie.
Die Mühle wurde von der Witwe an Jakob Müller verkauft
Bild: Alte Wiesen-Bewässerungsanlagen im Bereich Haßloch - Geinsheim
Die feurige Kuh
Es war auch nicht ratsam, wenn man gerade fertig war, in der Nacht heim zu fahren. Schon von weitem sah man die feurige Kuh an der Kuhbrücke hin und her rennen, da war ein Durchkommen doch nicht möglich und umkehren besser. Oder man kam vom Weg ab und mußte immer im Kreis fahren, wenn man dann gar in die Nähe vom Lochbusch (wald) geriet. So konnte es passieren, daß unversehens der Jäger Jülich vor einem stand, der seinen Kopf in der Hand trägt (es ist noch nicht lange her, da sahen ihn Leute wieder am Speyerbach stehen), da konnte nur schleunigste Flucht retten, aber erst im Morgengrauen fand man den Heimweg.
Trotz aller Freundschaft mit den Geinsheimern hatte der Frohnmüller doch beständig Kampf mit ihnen um das Wasserrecht. Nach langem hin und her wurden die Geinsheimer doch gezwungen, die Wassergräben in ihren Wiesen zuzuwerfen. Die Akten hierüber liegen im Wortlaut vor.
Eine streitbare Müllerswitwe
Frohnmüller Heinrich Tyrolf starb früh, 44 Jahre alt am 27. Febr. 1768. Seine Witwe blieb mit ihren Kindern auf der Mühle, sie war eine tüchtige Müllerin, mit Energie vertritt sie ihre Rechte. Auch sie hat immer wieder gegen die Einziehung „verbottener Gräben“ zu kämpfen.
Beim gemeinschaftlichen fauthey amt wird die Frohnmüllerin Heinrich Tyrolfs am 19. März 1786 angezeigt, „daß sie täglich 14-16 Stück Rindviech zur Waldt treibe und gegen die Verordnung gröblich handle, wonach jedem Bürger nicht mehr denn ein Stück Rindviech zur Waldt treiben erlaubt sei.“ Es wird ihr befohlen, ihr vermeintliches Recht nächsten Dienstag mündlich oder schriftlich auf dem Rathaus in Haßloch einzubringen. Als sie nach altem Recht das Holz zur Reparatur des Mühlwerks bei der Pflege Haßloch anfordert, wurde ihr dies verweigert. Sie wandte sich an das churfürstliche Hofgericht.
Am 03. Juni 1788 fordert das churpf. Hochpreysliche Hofgericht die Wittib Tyrolfin Erbbeständerin der Frohnmühle auf, alle Akten, die sich auf ihre Appellation inbezug des Wasserbaues, des Viehtriebs und des Brandholzes gegen die Pfleg Haßloch beziehen, nach Mannheim einzusenden.
Es gab dann einen langjährigen Prozeß, der von 1788 bis 1793 nicht zu Ende geführt wurde. Der Advokat Lippert, ihr Neffe, vertrat sie, doch ist sie selbst mehrmals zu Fuß nach Mannheim gelaufen.
Die Frohnmüllerin führt an, daß die Mühle 1747 und 1748 repariert wurde von Zimmermann Diederich Forle von Dudenhofen, dieser sei nun 80 Jahre alt und soll bezeugen, daß das Holz zur Reparatur aus den Haßlocher Pfleg-Waldungen angewiesen worden ist durch Schultheiß und Kronenwirt Michels und Forstmeister Gruber, die ebenfalls Zeuge sein sollen.
Bild: Wasserbau der Fronmühle
Auch im Jahr 1761 und 62 sei das Mühlwerk mit Wasserbau ganz neu gemacht worden, das Holz dazu wurde angewiesen von Forstmeister Mollstädter und Unwald Juliano, die beide über 80 Jahre alt sind.
Ebenso bezeugen Josef und Michel Appel von Geinsheim, daß sie 1761 und 62 das Holz geführt haben, das ihnen von Forstmeister Mollstädter angewiesen wurde. Als Zimmermeister melden sich als Zeuge Lorenz Roth und Joh. Hartmann von Haßloch.
Der Prozeß hat die Frohnmüllerin viel Geld gekostet, allein schon die unzähligen „comiß-lokal“, die Besichtigungen der Mühle mit Werk- und Wasserbau-Sachverständigen. Wahrscheinlich spukten den Haßlochern schon die Freiheitsideen der französischen Revolution im Kopfe und diese machte auch nicht allein dem Prozeß ein Ende, sondern räumte auch mit alten Rechten und Freiheiten auf.
In der französischen Revolutionszeit
Es kamen nun harte Zeiten für die Frohnmühle und ihre Bewohner, die Kriegswirren der französischen Revolution. In stetem Wechsel kamen Freund und Feind. Ein kleiner Auszug aus dem Hausbuch läßt eine Ahnung davon aufkommen. Da heißt es zum Beispiel:
8. April 1793: für goltzische Husaren gelieffert 17 Malter Spelz
6. August 1793: bayerliche batroll Branntwein und Broth
7.-24. August 1793: preußische Feldjäger und hessische Truppen, preuß. Batroll 3 Schopp. Branntwein, 4 Butellen Wein, 1 Laib Broth, auf Mittag 25 Mann Mittagsmahl, dabei 51 Schopp Wein, 1 ½ Schopp Branntwein, 4 Malter Haber, 9 Malter Spelz, 1 Malter Korn
„Auf Weihnacht 1793 bis 1. Februar 1794 für Generäl und Offizier (franz.) 8 Malter Haber, 1 millig Kalb und Zehrung.“ (dafür Affignaten).
24. Jan. 1794: ein detachement, welche Gefangene transportieret, Zehrung und Haber.
6. März: Reiter erecution wegen Schantzer
13. März: für 12 Chaffeur 10 Grilg Wein
15. März 1974: Für ein Comißer und Gendarm 6 Grüg Wein
Und so geht es weiter Tag für Tag.
Die Franzosen warfen im Januar 1794 an der Frohnmühle, am Speyerbach und am Rehbach Schanzen auf, die Bewohner der Umgegend mußten gewaltsam Frohndienste leidten. Einmal führten die Franzosen einen erzwungenen Kundschafter, einen Deutschen mit. Sie hielten in der Mühle Rast und er konnte in einem unbewachten Augenblick flüchten. Die ganze Mühle wurde durchsucht, man fand ihn nicht und die Franzosen mußten ohne ihn abziehen. Als die Gefahr für ihn vorüber war, kam er wieder zum Vorschein: der Backofen der Frohnmühle war sein Versteck gewesen.
Auch im Februar 1794 blieb die Linie Rehbach und Speyerbach von den Franzosen besetzt, ja im März verstärkten sie erneut ihre Schanzen. Am 23. Mai 1794 kam es hier zu blutigem Kampf zwischen dem rechten Flügel der französischen Rheinarmee und dem linken Flügel der kaiserlichen Truppen. Die Franzosen mußten ihre Stellung aufgeben und sich bis zur Queich zurückziehen.
Der churpfälz. Ingenieur Major v. Traitteur hatte im Juni 1794 einen Überschwemmungsplan entworfen. Durch Dämme sollte der Speyerbach die Waldungen von Hanhofen, der Haßlocher Bruch bis an den Geinsheimer Wald und die Fronmühle unter Wasser gesetzt werden, um dadurch den Franzosen den Vormarsch zu erschweren. Doch als diese im Juli wieder vorrückten, fehlte es an Wasser, um den Plan zu verwirklichen. Mitte Juli schon sah die Frohnmühle wieder ihre feindlichen Bedränger.
Die Frohnmüllerin Eva Barbara Tyrolf starb während der Kriegswirren am 20. März 1794. Daß die Müllerin eine tüchtige Hausfrau war, die mit ihrem Gesinde auch fleißig am Spinnrad saß, zeigt uns ein Blick ins Hausbuch.
Ihre Kinder teilten 548 Ellen hänfen Tuch, 194 Ellen würfen Tuch 53 Ellen würfen Gebild, 86 Tischtücher, 118 Salveden (Servietten), 9 Tafeltücher zu den Salveden passend, 75 Handtücher, 66 Überzüge, 15 Betten usw.
Die Beziehungen zu Geinsheim
Der älteste Sohn Franz Jakob Tyrolf, geb. 1757, war bisher mit seiner Mutter auf der Frohnmühle. 1784 hatte er schon seine junge Frau Elisabeth, Tochter des Bürgermeisters Joh. Reiß von Geinsheim verloren. Der Beruf als Müller sagte ihm nicht zu, deshalb hat er 1792 „um bürgerliche Aufnahme in Geinsheim angestanden und vorgestellt, daß seine Mutter, die Wittib Tyrolf, ihm 28 Morgen Acker und das Löwenwirtshaus daselbst zum Eigentum überlassen will“.
Bild: Mühlen längs des Speyerbachs, der nördlichen Gemarkungsgrenze von Geinsheim
Am 1. Mai 1792 ist vom Oberamt Kirrweiler „nach Einvernehmung der Wittib Tyrolfin, dem unterthänigsten Gesuch um bürgerliche Aufnahme nach gedachtem Geinsheim nunmehr gnädigst willfahret worden. In fidem U. Damm, Kosten 7 Gulden, 47 Kreuzer.“ Franz Jakob Tyrolf zog dann als Landwirt nach Geinsheim.
Der zweite Sohn der Eheleute Heinrich Tyrolf, Joh. Michel, war seit 1780 Müller auf der Mörlheimer Mühle. Er hatte sich dort am 13. November 1786 das Adlerwirtstöchterlein Maria Franziska Dudenhöfer zur Frau geholt. Nachdem sein Bruder nach Geinsheim gezogen war, verkaufte er die Mühle zu Mörlheim und kehrte mit Frau und seinen zwei kleinen Buben zur Frohnmühle zurück. Doch überlebte er seine Mutter nicht lange. Als im Januar 1794 die französische Besatzung in der Mühle war, zwang ihn diese, im eiskalten Wasser des Speyerbach stehend, eine Reparatur der Brücke auszuführen, da holte er sich seine Todeskrankheit, deren Folgen er auch im März 1796 erlag.
Seine Witwe Maria Franziska hat 1798 den Bruder ihres Mannes, Franz Jakob Tyrolf geheiratet und ist mit ihren zwei Buben nach Geinsheim gezogen.
Die Frohnmühle in Unterpacht
Die Frohnmühle wurde an einen Unterpächter gegeben. Sie war immer noch in schlechtem Zustand und in Anbetracht dieses wurde auch die Pacht auf 50 Malter Korn herabgesetzt.
Durch den Frieden von Luneville wurde 1801 das linke Rheinufer französisch und die Pachterträgnisse der Frohnmühle wurden der Schuldentilgungsstelle zu Paris zugewiesen. Durch den Departementspräfekten Jean von St. Andre zu Mainz erwarb Ludwig von Bilderbeck am 19. April 1808 die Mühle. Diese war jedoch immer noch in Erbpacht der Familie Tyrolf. Statt die Pacht wie bisher in Frucht abzuliefern, wurde sie in Franken umgerechnet und an Ludwig von Bilderbeck nach Paris bezahlt (1809: 269,68 Franken, 1811: 382 Franken).
Unter anderem wurde im sechsten Jahre der Republik für die Frohnmühle 4 Lire, 40 Cent an Thür- und Fenstersteuer bezahlt, im siebenten Jahr an contribution 21 Lire, an Thür- und Fenstersteuer 12 Lire.
Der älteste Sohn von Joh. Michel Tyrolf, Franz Georg, war 1789 geboren und sollte 1809 zum 65. Regt. D’Infanterie, 4. Bat. 2. Comp. eingezogen werden. Wie es damals anging, konnte ein anderer gegen Entschädigung für den Conscribirten eintreten. Johannes Doerzab wurde verpflichtet, als Conscribirter einzustehen, „als wenn er für seine eigene Person marschiert wäre“. Er bekommt 1000 Gulden für vier Jahre. Außerdem für „seine montur“ 25 Gulden, „dem Fedschern, wo ihn füsediert hat“, 2,45 Gulden und als er „am 1. April 1809 ist abmarschiret“, 55 Gulden
Die Zeit der Befreiungskriege
Franz Georg Tyrolf hielt, statt mit Napoleons Armee zu marschieren, am 9. Juli 1809 Hochzeit mit Katharina Barbara Juliano, Tochter des Bürgermeisters Joh. Jakob Juliano von Haßloch.
Das junge Ehepaar zog nun auf die Frohnmühle, die inzwischen neu hergerichtet worden war. Es kamen die Befreiungskriege, unruhige stürmische Zeiten. Die Lebensmittel waren knapp, Not und Hunger überall. Im großen Backofen der Mühle wurde Brot gebacken. Eines Tages, als man es herausholen wollte, war der Ofen leer. Vorüberziehende Soldaten hatten die Rückwand eingeschlagen und das halbgebackene Brot herausgeholt. Die härtere Kruste lösten sie los und den Teig warfen sie ins Gras der Wiese. Sorgsam wurden die Überreste zusammengesucht und fertig gebacken. Eine Münze aus dieser Zeit zeigt eine Frau mit zwei kleinen Kindern, die bittend die Hände aufheben; die Umschrift heißt: „Gib mir Brot, mich hungert“. Auf der Rückseite, die eine Waage trägt, sagt die Umschrift: „Verzaget nicht, Gott lebet noch; 1816 und 1817“.
Im Juli 1813 z.B. bezahlt der Frohnmüller 150 louis d’or für die Garde d’honneuer.
Am 2. Juni 1817 hat Franz Georg Tyrolf die Fronmühle vom Erbbestand losgekauft um 3000 Gulden von Ludwig von Bilderbeck, laut Akt von Notar Koster, Friedelsheim.
Als die Zeiten ruhiger wurden, kam bald auch ein Aufstieg für die Frohnmühle und Franz Georg Tyrolf kam zu großem Wohlstand. Drei Töchter und ein Sohn, Joh. Jakob vermehrten das Glück, das nur kurz war. Franz Georg Tyrolf starb 1824. Seine Witwe regierte mit starker Hand in der Mühle, bis ihr Sohn erwachsen war.
Joh. Jakob Tyrolf war 21 Jahre alt, als er am 1. November 1832 seine junge Frau auf die Frohnmühle führte. Maria Katharina Mohr aus Geinsheim. Joh. Jakob Tyrolf starb schon 1842. Er war der letzte Frohnmüller dieses Namens. Seine einzige Tochter Katharina Elisabeth, starb, 21 Jahre alt, als Braut. Die Witwe verkaufte die Frohnmühle am 19. Dezember 1854 um 32100 Gulden an Jakob Müller, Müller auf der Pfalzmühle bei Haßloch.
Bild: Einrichtungen der Fronmühle zur Zeit von Fritz Steinmüller
Jean Müller als Besitzer der Frohnmühle
Jean Müller, der Sohn des Pfalzmüllers, übernahm nun mit seiner sehr vermögenden jungen Frau die Frohnmühle. Er baute an der Rückseite der Mühle ein Holzsägewerk an, das jedoch 1868 durch einen Brand wieder zerstört wurde. Es waren immer noch gute Zeiten für die Mühle, bis im Jahr 1882 ein zweitesmal Feuer ausbrach und nicht allein die Mühle, auch das Wohnhaus in Schutt und Asche legte. Beide wurden wohl größer und stattlicher wieder aufgebaut, aber auch groß war die Last der Verpflichtungen geworden, mit denen der Frohnmüller zu kämpfen hatte. In jener Zeit entstand auch der größte Feind der ländlichen Mühlen, das waren die großen Kunstmühlen mit elektrischem Betrieb.
Der Müller war nun gezwungen, sich Kundschaft zu suchen und mit eigenem Fuhrwerk auf die Dörfer zu fahren. Wohl bringen viele Bauern ihre Frucht noch selbst zur Mühle, doch größtenteils holt sie der Müller ab und bringt auch das Mehl zurück. Täglich hört man das Mühlfuhrwerk schwer und langsam durch das Dorf fahren und von weitem kennt man es schon an dem lauten Schellengerassel, das die festen Schritte der stattlichen Pferde begleitet.
Die Frohnmühle gehört zur Gemeinde Haßloch, doch die Müllerkinder gingen stets in Geinsheim zur Schule. Wenn wir mit unseren kleinen Schulfreunden zur Mühle gehen durften, das war immer ein Erlebnis. Man konnte am Wehr stehen, lange, und wurde nicht müde, in das tosende Wasser zu sehen, wie es sich unaufhörlich, rastlos auf das Mühlrad stürzt. Unheimlich war uns das mächtige Mühlrad, mit Scheu sahen wir schnell durch die Türe, die es von der Mühle abschloß, in sein eigenes Haus, wie etwas Lebendiges, Gefährliches.
Wir durften sehen, wie die Frucht gemahlen wurde und das Mehl wie feiner Staub in die großen Kästen herabrieselte. Ein wenig ängstlich war uns zumut, wenn uns zuletzt der Mühlarzt mit dem Aufzug, der sonst die gefüllten Säcke trug, auf- und abfahren ließ.
Der Mühlgarten war uns Kindern ein Märchengarten mit seinen lauschigen Plätzchen, und die Kirschen, die den Speyerbach entlang wuchsen, waren viel größer und süßer als die unseren zuhause. Und zuletzt hatte die gastfreundliche Frau Müllerin immer etwas besonders Gutes, um unsere Kinderherzen zu erfreuen. Glückliche Müllerkinder, dachten wir auf dem Heimweg.
In alle Welt zerstreut
In alle Welt sind sie jetzt zerstreut, diese Müllerkinder. Drei sind in Amerika, eine Tochter ist in Griechenland verheiratet, ein Sohn hat in vorgerückten Jahren als Freiwilliger den ganzen Weltkrieg mitgemacht, und der Jüngste, der als Ingenieur in Indien ein Elektrizitätswerk zu errichten hatte, wurde dort von Eingeborenen erschossen.
Frohnmüller Jean Müller verkaufte die Mühle im Jahre 1898 um 65000 Mark an Friedrich Steinmüller von Haßloch.
Herr Steinmüller, (verheiratet mit Elisabeth Ruf), hat gegenüber der Frohnmühle ein kleines Gasthaus erbaut, in dem seine Tochter Frau Elisabeth Popp als freundliche Wirtin waltet und dem ermüdeten Spaziergänger angenehme Rast bietet.
Soweit die Ausführungen aus dem Pfälzer Kurier vom 25. 11.1933
Bild: Fritz Steinmüller, letzte Müller der Fronmühle, deren Betrieb 2012 eingestellt wurde.
In einem Artikel der Haßlocher Heimatblätter führt Otto Bindel weiter aus: Die Gaststätte wurde auch von Bauern besucht, die auf ihr Mehl warteten. Durch Erbteilung und Verkauf kam dieses Haus irgendwann in fremde Hände.
Nach dem Tode Friedrich Steinmüllers 1935 übernahm dessen Sohn Philipp die Mühle. Um mit der rasch fortschreitenden Mühlentechnik Schritt halten zu können, wurde ständig umgebaut. Im Jahre 1941 wurde das alte Wasserrad durch eine moderne Turbine ersetzt. Heute steht der Gebäudekomplex unter Denkmalschutz. Philipp Steinmüller (1883 – 1955) war mit der tüchtigen Luise Handrich (1891 – 1950) aus Haßloch verheiratet, mit der er einen Sohn und eine Tochter, Fritz und Anna Maria (Annel) hatte. Als sein Vater gestorben war, musste Sohn Fritz 1955 die Mühle übernehmen. In Folge seiner schweren Lungenverwundung im Kriege hatte er immer und in zunehmendem Maße mit Atembeschwerden zu kämpfen, wobei sich sein Beruf ungünstig darauf auswirkte. Fritz Steinmüller war mit Helga Hartmann, Tochter aus der Haßlocher Möbelschreinerei Wilhelm Hartmann, verheiratet. Aus dieser Ehe sind zwei Kinder hervorgegangen, Bernd, der drei Kinder hat, und Jutta, die kinderlos geblieben ist. Beide leben heute mit den Enkeln auswärts.
Eine Chronik der Mühle wäre unvollständig, würde man nicht August Müller erwähnen, ein treuer Gefährte und emsiger Gehilfe von Philipp und Fritz Steinmüller. Er begann als Lehrling in der Fronmühle und war bis ins hohe Alter von über 90 Jahren unermüdlich als Müller dort beschäftigt. Er gehörte sozusagen zur Familie. Fritz Steinmüller verstarb im Jahre 2012 an den Folgen seiner Kriegsverwundung. Er war der letzte Müller von Haßloch gewesen.
Die Zeittafel wurde den Haßlocher Heimatblättern, 5. Jahrgang 2008, entnommen.