Geinsheim und seine Geschichte
Nachstehend zur bebilderten "Geschichte von Geinsheim" sind PDF-Files mit detaillierter Darstellung der Dorfgeschichte seit der Steinzeit eingestellt
Die Geschichte von Geinsheim
Die Siedlung Geinsheim ist in der Frühzeit der germanischen Landnahme (450 bis 600 n.Chr.) gegründet worden. Funde aus der Steinzeit sowie aus der Kelten- und Römerzeit können als Beweis gewertet werden, dass die Gegend um Geinsheim bereits vorher besiedelt war. Mitglieder der fränkischen Oberschicht, die vom König Land erhalten hatten, besiedelten mit ihrer Sippe bevorzugt die Niederungen der Bäche. Die neuen Siedlungen wurden in der Regel nach einer Person benannt. So verdankt die Siedlung Geinsheim ihren Namen aller Wahrscheinlichkeit nach einem Mann namens Gunzo.
Im Jahre 774 wurde "Gunzingen" (bei den Leuten des Gunzo) im Lorscher Kodex erstmals urkundlich erwähnt. 778 schenkte ein gewisser Liutfrid dem Kloster Lorsch einen in der Geinsheimer Gemarkung (Gunzinheimer marca) gelegenen Weinberg. Daraus ist auf eine mehr als 1200jährige Weinbautradition in Geinsheim zu schließen.
Es ist davon auszugehen, dass eine solche Siedlung am Anfang aus dem größeren Anwesen des Oberhauptes der Sippe und weiteren drei bis vier einfachen Gehöften bestand, in denen 20 bis 30 Bewohner lebten.
In den ersten 500 Jahren des Mittelalters (ca. 500 bis 1000 n. Chr.) stieg die Bevölkerung aufgrund der hohen Kindersterblichkeit und der niedrigen Lebenserwartung vorwiegend der gebährenden Frauen verhältnismäßig langsam an. Die Bevölkerung von Geinsheim wird wohl um das Jahr 1000 aus höchstens 150 Personen bestanden haben.
Aufgrund von Schenkungen ist bekannt, dass in Geinsheim einflussreiche Personen bzw. Familien Ackerland und Hofstellen besaßen. Ein Grabfund mit bedeutenden Beigaben, der im Jahre 1962 unmittelbar neben der Nordwestecke der Kirche gemacht wurde, lässt darauf schließen, dass im 6. Jahrhundert eine Familie der Oberschicht hier ansässig war. Um 800 gab es sogar eine Kirche, die einer solchen Familie gehörte. Hörige Bauern bewirtschafteten für ihre Herrschaft das Land. Sie trieben Viehzucht und bebauten das Ackerland und die Weinberge.
Zwischen 1000 und 1300 entwickelte sich das Bevölkerungswachstum in Europa und hier besonders in Deutschland aufgrund verbesserter landwirtschaftlicher Techniken weitaus günstiger. Im Laufe des Mittelalters wurde die Bevölkerung jedoch durch verheerende Seuchen stark dezimiert, so dass aus blühenden Landschaften wahre Geisterorte wurden. Ähnlich wie in Europa wird die Bevölkerungsentwicklung in dem Ort Geinsheim fortgeschritten sein.
Im Laufe der folgenden Jahrhunderte kamen meist durch Schenkung verschiedene Klöster und das Domkapitel von Speyer zu Landbesitz in Geinsheim.
Mehr als 500 Jahre gehörte Geinsheim zum Hochstift Speyer, dem Herrschaftsbereich des Speyerer Bischofs. Diesem Umstand ist es zuzuschreiben, dass in der Reformationszeit die Bevölkerung katholisch geblieben ist.
Im 17. und 18. Jahrhundert setzten zahlreiche kriegerische Auseinandersetzungen auch den Einwohnern der Gebiete am Oberrhein stark zu. Geinsheim war in diesen Kriegen immer wieder mehr oder weniger stark betroffen. Vor allem der Dreißigjährige Krieg (1618-48) und der Pfälzische Erbfolgekrieg (1688-97) brachten verheerende Zerstörungen über Dörfer und Fluren sowie Elend und Gefahren für Leib und Leben der Bevölkerung.
In durch Kriege und Seuchen menschenarm gewordenen Siedlungen, so auch in Geinsheim, ließen sich fremde Menschen nieder, die zum Teil vom Landesherrn, dem Bischof, ins Land gerufen wurden. Sie kamen aus den vom Krieg verschonten Gebieten in Süddeutschland, Tirol und der Schweiz. Zum Teil waren die Neubürger auch "Strandgut" des großen Krieges: ehemalige Soldaten, Vertriebene, Heimatlose.
Über Jahrhunderte bestritten die meisten Einwohner von Geinsheim ihren Lebensunterhalt mit der Landwirtschaft. Zahlreiche Einwohner waren aber darauf angewiesen, neben dem Ackerbau als Taglöhner oder mit sonstigen Dienstleistungen, wie Viehhüten, Bodengängen und ähnlichen Arbeiten ein bescheidenes Zubrot zu verdienen. Die Dorfbevölkerung war aber auch auf Leute angewiesen, die spezielle Tätigkeiten beim Wiederaufbau der Siedlungen beherrschten. So lebten und wirkten in Geinsheim immer wieder zahlreiche Personen, die ein Handwerk oder ein sonstiges Gewerbe ausübten.
Auch im 18. Jahrhundert ließen sich immer wieder Auswärtige in Geinsheim z.B. über Einheirat nieder. Doch verließen auch viele Geinsheimer Bürger vom 18. bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts ihre Heimat und siedelten sich in Südosteuropa und später in den Überseeländern an.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wuchs die Bevölkerungszahl in Geinsheim sehr stark an und erreichte in den Jahren 1861 bis 1863 mit 1540 Einwohnern einen vorläufigen Höhepunkt. Innerhalb eines halben Jahrhunderts hatte sich die Bevölkerung mehr als verdoppelt. Die zunehmende Überbevölkerung und die damit einhergehende Verarmung vieler Kleinbauern, Landarbeiter und Landhandwerker sowie mehrere Not- und Hungerjahre führten zu einer geradezu epidemischen Auswanderung nach Nordamerika, dem bevorzugten Ziel der Auswanderer aus Geinsheim.
Die meisten Auswanderer traten von dem französischen Seehafen Le Havre an der Seinemündung aus ihre Reise nach Amerika an. Zu Fuß oder mit einem Fuhrwerk mussten zunächst die über 600 km lange Wegstrecke dorthin zurückgelegt werden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg siedelten sich in Geinsheim etwa 200 Neubürger aus den Vertreibungsgebieten Jugoslawien, Tschechien, Rumänien und Schlesien an. Unter dem Druck der großen Wohnungsnot wurden ein Neubaugebiet erschlossen und die sog. Siedlungshäuser gebaut. Damit war erstmals seit 100 Jahren das Siedlungs-gebiet in Geinsheim erweitert worden.
Im Jahre 1968 beantragte der Geinsheimer Gemeinderat die Eingemeindung nach Neustadt , so dass das 12 km von der Stadtmitte entfernt gelegene Geinsheim seit 1969 ein Ortsteil der Stadt Neustadt an der Weinstraße ist. Zurzeit wohnen in Geinsheim etwa 2000 Einwohner.
Das Ortsbild von Geinsheim wird wesentlich von der mächtigen Kirche "St. Peter und Paul" geprägt. Von einem um 1500 errichteten spätgotischen Gotteshaus sind der Chor, die Sakristei und die unteren Geschoße des Glockenturmes erhalten, während das obere Turmgeschoß und die heutige Glockenstube aus dem Jahre 1780 stammt. Das neugotische Kirchenschiff wurde 1870 bis 1873 errichtet.
Die moderne Form der Doppelturmfassade entstand bei notwendig gewordenen Sicherungs- und Umbaumaßnahmen in den Jahren 1959 bis 1961. Durch diesen wohl notwendigen Umbau hat die Schönheit des ursprünglichen Bauwerks stark gelitten.
Das nebenstehende Bild zeigt den ursprünglichen Zustand der Kirche zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit den Sandsteintürmen und der offen liegenden Fensterrosette.